BEZIEHUNGSCOACHING


Vor etwa zehn Monate entschied ich mich für eine neue Ausbildung. Das Leben führt dich, wenn du dich führen lässt. Genauso wie die Liebe, die auf dich zukommt, wenn du ihr Platz machst. Ich bin immer offen geblieben, Neues zu lernen, besonders wenn es um meine eigene Entwicklung geht. Die Interesse ist doppelt so groß, wenn ich in einer Beziehung bin und ich ihre Dynamic und der Aufbau verstehen, gestalten und meistern kann. Aber wenn man in einer Beziehung ist, kann man nicht langfristig den Tango alleine tanzen. Also, BEZIEHUNGS COACH schien mir eine interessante Sache und jetzt weiß ich, nach zehn Monate Fokus auf die Prozesse der Beziehungen, dass mir alle intuitiven Vorkenntnisse auch wissenschaftlich bestätigt wurden.

"Die Wahrheit beginnt zu zweit" ist allerdings ein gutes Buch von Michael Lukas Moeller. Es ist gut, es zu lesen, aber bringt gar nichts, wenn das Gelesene in seinem Leben, in seiner Beziehung nicht einsetzt, klar!

Ich kann mich aus sehr vielen Aspekten des Daseins als ein sehr glücklicher Mensch betrachten, denn die Gabe, das gehörte/gelesene/gelernte im tatsächlichen Leben umsetzen zu können ist sicherlich nicht selbstverständlich. Wenn man etwas nicht weißt, heißt es Ignoranz und dagegen kann man immer etwas tun (sich informieren, sich ausbilden lassen usw.). Aber wenn man etwas zumindest theoretisch weißt, und es nicht umsetzt, dann ist man ein Idiot durchs eigenem Leben. Aus Theorie und Sprüchen anderen zu leben und das Image eines Guru zu vermitteln, während sein eigenes Leben eine reine Katastrophe ist - das ist man einem selbst unverziehbar. Und für mich persönlich nicht nachvollziehbar. Nach zehn Monate Fokus und Beobachtung, Gesprächen mit anderen, wusste ich, was zu tun ist.

"Wer so von sich sprechen kann, wieviel Glück hat er im Leben gehabt - und ist doch nie glücklich geworden. (...) Der Mann leidet an seinem ungelebten Leben. Nun muß er sich eigentlich ständig diese Frage stellen - und zwar mit schonungsloser Offenheit: "Warum lebe ich lange mit jemandem zusammen, lebe mit ihr im gleichen Haus - und nehme sie doch nicht wirklich wahr? Warum habe ich sie niemals gehört, warum habe ich ihr nie zuhören wollen, warum kam mir alles so kompliziert vor, jedes Mal wenn sie um Gespräch bat? Warum war ich nie wirklich mit ihr zusammen obwohl ich ihr sagte, es sei alles perfekt, ich sei überaus mehr als glücklich und zufrieden "mit uns"?! Warum haben wir beide, auf engstem Raum bei Tag und Nacht, aneinander vorbeigelebt, wobei ich immer Wege gefunden habe, zu flüchten?

Die meisten Menschen leiden stumm an ihrem Leben ohne Liebe. Sie können darüber nicht sprechen. Sie haben resigniert. Darum sagen sie sinngemäß, was sie von anderen dauernd zu hören bekommen: "So toll wie früher ist es auch nicht mehr. Aber das ist ja nur natürlich. Der erste Blütenstaub ist hin, aber so ist das nun mal."

NEIN, definitiv nein. Es gibt nie ein "aber so ist das nun mal." Natürlich nicht. Das ist reine Ausrede, das ist nur eine Blockade, eine Sperre. Man ist mit sich selbst nicht ehrlich, weil man sich einbildet, man wolle alles "einfach haben". Und dadurch wird alles noch komplizierter. Aber der andere in der Beziehung soll darunter nicht leiden, nur weil die andere Partei alles blockiert und eine ganz normale Kommunikation, die zum Aufbau der Beziehung und dem wirklichen Kennenlernen wesentlich beiträgt, grundsätzlich und wiederholt ablehnt. 

Wenn man beispielsweise Paare danach fragt, wann sie denn zum letzten Mal zusammenhängend und intensiv miteinander gesprochen hätten - und zwar über das, was sie erlebt haben und was sie wirklich bewegt, über was passt und was nicht passt in der Beziehung, ob die Liebe oder nur Sex machen und wie ihnen dabei geht - kein Thema darf Tabu sein, es sei denn ist mit Jahrhunderten zurückgeblieben -, beginnen die meisten zu stutzen, zu überlegen und schließlich erstaunt zu antworten: "Ich kann mich gar nicht mehr erinnern ....."

Dann fragt sich, warum sie überhaupt noch eine Beziehung haben. Manche haben sie, weil sie sich reibungslos vermeiden. Sehr wenige sind dafür offen und interessiert, ein Paarcoaching zu machen und noch weniger gehen dahin, um rechtzeitig zu verhüten, was unvermeidlich bevorzustehen scheint: das langsame Abstumpfen der Beziehung, das Versanden im Alltag, das Dahinsinken der Lebendigkeit und nicht zuletzt DER LIEBE. Man versteckt sich tagtäglich unter "so viel Arbeit zu tun" und überzeugt sich, der andere wäre wirklich so blöd, unendlich alles im Kauf zu nehmen. Gleichgültigeit und fehlende Kommunikation sind klar die Kinder einer abwesenden Liebe. Wer nur sich selbst liebt (eventuell), kann mit einer Liebesbeziehung im Grunde nichts anfragen und auf seinem/ihrem Stirn sollte ein großes Aufrufezeichen stehen (!), so dass alle andere um ihn/sie herum verschont bleibten, Amin!

"Was ist überhaupt eine Beziehung?"

Eine Liebesbeziehung ist immerhin ein Beziehung, die sich von anderen Arten von Beziehungen sich wesentlich unterscheidet. 
Man hat grundsätzlich - auch wenn nur unbewusst, weil bewussterweise dies nicht erkennen oder anerkennen kann/will!! - andere Erwartungen und im Laufe der Entwicklung hat man auch andere Stufen des Benehmens den anderen gegenüber. Und das ist ein wesentlichen Punkt in den meisten Beziehungen: man zeigt sich am Anfang in seiner/ihrer volle Blüte, man unternimmt fast alles zusammen, so dass der anderer das Gefühl und die Überzeugung bekommt: "Meine Gute, wie gut wir zusammenpassen und wie toll ist es, dass ich jemanden kennengelernt habe, die gleiche Interessen und Vorlieben wie ich hat .... zusammen wandern, zusammen romantische Abend mit einem Glas Wein und einen Kartenspiel oder egal was für einen Spiel, gegenseitig uns massieren, in die Sauna- oder Infrarotkabine Zeit verbringen, ab und zu gemeinsam baden und plaudern, lesen, Filme anschauen und darüber sprechen..." usw usf

Und nach kurzer Zeit verschwindet alles aus dem Regal. 

Sie oder er - je nach dem Fall - geht alleine oder mit anderen Leute wandern, weil der Partner/die Partnerin sich anders überlegt hat und hat keinen Bock mehr drauf.

Obwohl beide gut massieren können und sogar die Ausbildung abgeschlossen haben, geht sie/er anderswo sich massieren lassen und zahlt dafür, weil der Partner/die Partnerin lieber jeder Zeit auf Anruf fremde Menschen massiert, aber die eigene Partnerin/den eigenen Partner doch nicht mehr. 
Karten spielen kommt nicht mehr in Frage, vielleicht so zwei Male im Jahr wenn andere im Haus zum Besuch kommen. 
Zusammen baden und plaudern wäre als wäre nie gewesen. Und solche Anomalien. 

Dadurch instauriert sich eine bestimmte emotionale Distanzierung, die besonders die Frauen beeinflusst. Die Intimität als Verbindung stirbt langsam, das intime Leben verliert an Häufigkeit und Qualität, die Leidenschaft schmelzt zum Verschwinden. Die Motivation, noch im Haushalt Arbeiten zu leisten sinkt, das Essen schmeckt nicht mehr so, der Staub wird dicker in allen versteckten Ecken .... 

Wohin eso ein Benehmen hinführt, dass eigentlich eine grobe Mangeln an Interesse zeigt? Rate mal .... je nach der Definition der Beziehung .... die nicht festgenagelt sein kann. 

Eine feste Beziehung ist eigentlich eine Art Vertrag, wo die Bedingungen nie offen besprochen wurden. 

Man wird einem eingeredet: "Sieh doch alles nicht so eng, wir werden schon sehen, wo alles hinführt!" Und wenn man Gespräch sucht, so regt sich der andere instant auf, kann nicht zuhören, fühlt sich "unter Druck gesetzt" und sogar "attackiert". Egal wie was man formuliert, so empfindet er alles als Vorwurf und dreht den Spieß ausnahmslos zu seinem Gunsten. Entweder - sagen wir mal jetzt pauschalisiert "sie", weil meistens die Frauen sind, die darunter leiden - sie verzichtet ihre Meinung bekannt zu machen und lässt sich in einer kleine Maus umwandeln, so dass er "eine einfache Beziehung" genießen kann, oder sie geht weg, obwohl sie ihn noch liebt. 

Ist das wohl das Szenario meisten Paaren oder ist das nur eine Ausnahme?

Für das Dahinschwinden der Beziehung gibt es klare Ursachen. Wenn wir in einer Zeit leben, die denkbar "schlechte" bzw. ungünstige Bedingungen für die Beziehung und die Liebe bieten, sollten wir logischerweise etwas tun, gel? Und es sollte unser Glück sein, diese Möglichkeit zu haben, diese Fähigkeit zu haben, weil die Verhältnisse sich weitgehend durch uns selbst auswirken. 

"Wir liebten uns, aber wir konnten nicht miteinander reden." 

Die Sprachlosigkeit der Paare, ihre Kommunikationskluft gilt unter Psychotherapeuten als die größte Bedrohung, ja als Ursache des weltweiten Beziehungssterbens.

Eine Art Gewinn ist schon, wenn einer erkennt: "Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, was Beziehung überhaupt ist" .... pfuuuuuiiiiiiii woher denn, denn eine Beziehung oder das Verhalten in einer Beziehung wird nirgendwo in den Schulen oder Zuhause gelehrt und geübt, richtig!!!!

Wenn wir uns aufeinander beziehen, halten wir unsere Beziehung lebendig!

Aber genau das tun wir immer seltener, immer oberflächlicher, immer aufgabenbezogener. Dinge, die wir zu erledigen haben, Erziehungsfragen, Urlaubspläne, Berufsprobleme, Geldausgaben - darüber zu sprechen, gilt heute schon als höchst persönlich und ist doch nur eine Form der Alltagsverwaltung, in der wir uns auf anderes, ABER NICHT AUF UNS BEZIEHEN.

Es kommt also darauf an, dass wir lernen, miteinander wesentlich zu reden. Die Wiederentdeckung des Selbstverständlichen: 
das 
1. persönlichen, 
2. konzentrierten, 
3. regelmäßigen Paargespräch.

Nietzsche sagte, die Ehe ist vor allem ein langes Gespräch.
"Glaubst du, dich mit dieser Frau bis ins Alter hinein gut zu unterhalten? Alles andere in der Ehe/Beziehung ist transitorisch, aber die meiste Zeit gehört dem Gespräche an."

Die Zwiegespräche

Verstanden werden und sich verständlich machen. Wie gelingt einer Beziehung so was?

GUT MITEINANDER REDEN KÖNNEN und dies auch REGELMÄßIG TUN.

Die Kunst des Liebens gründet auf dem wechselseitigen Gespräch, dem "Kreislauf des Paares". Glückliche Paare unterscheiden sich darin von unglücklichen.

Diese ZWIEGESPRÄCHE werden an Beispielen aus dem Leben von Paaren vor. Weil sie sich von anderen wesentlichen Gesprächen erheblich unterscheiden - beispielweise durch ihre Kontinuität, durch die wachsende Bindung an diesen gemeinsamen seelischen Ort und durch das erklärte Ziel, sich einfühlbar zu machen -, bewirken solche Zwiegespräche ein freundlicheres Klima in der Beziehung. Genau, sie können als seelisches Aphrodisiakum gelten. Denn fast alle erotischen Störungen und Flauten entstehen, weil wir - oft ohne es gewahr zu werden - Probleme mit unserer Beziehung haben; weil wir zu wenig über unsere wirklichen Wünsche und Ängste sprechen und weil sich Missverständnisse zwischen uns legen.

Erst nach und nach erkannte ich als Paartherapeut den Zusammenhang einiger grundlegender Einsichten in die Psychodynamik der Zweierbeziehung. Sie ergaben sich gleichermaßen aus meinen Forschungen zur Psychoanalyse des Paarlebens. (....)

Viel zu wenig wird beachtet, wie abhängig unsere Gesundheit und Krankheit vom Paarleben sind. (....) Die bis zum Überdruck bekannten Streitstrategien und Partnerschaftsdebatten, diese endlose Beziehungsdiskutiererei - das sind keine Zwiegespräche, das sind Zwiespaltgespräche.

In einem Zwiegespräch versucht man dem anderen zu zeigen, wie ich mich selbst gerade erlebe. So bleibe ich mit meinem Schwerpunkt bei mir und damit - für viele überraschend - im Zentrum der Beziehung.

Spreche ich über MICH, so mache ich mich dem anderen verständlich. So kann ich den anderen an meinen Selbstbeobachtungen und Überlegungen teilnehmen lassen, er kann mich wirklich miterleben. Dazu ist aber notwendig, dass der andere Interesse dafür hat, natürlich!

So würde ich eine optimale und lebendige, gesunde Partnerschaft mitgestalten.

Es geht um ein Austausch von Selbstporträts, eine Beziehung zweier Menschen, die sich mehr und mehr verstehen, statt sich zu entfremden; die sich miteinander entwickeln, statt ihr Dasein nebeneinander fortzufristen; die ihre Bindung vertiefen, statt abzustumpfen - und sei es auch, um zu erkennen, dass sie besser nicht zusammenlebten. Diese Gegenwärtigkeit in der Beziehung ist das sogenannte "sakrale Element".

Wer leicht "über etwas" reden kann, vermag häufig nur schwer von sich zu sprechen. Die Hemmung, wenn das Gespräch persönlich wird, wird größer vor einem Menschen, den man liebt und dem man sich noch nicht eröffnet hat.

Ähnliche Ängste mobilisieren auch Zwiegespräche. Sie werden deshalb mit zahllosen Argumenten abgewehrt. Ein häufiger Anfangswiderstand versteift sich beispielsweise auf die Behauptung, Zwiegespräche seien zu künstlich, zu gewollt.

Das ist eine KUNST tatsächlich und kann zum Glück erlernt werden. Ohne das regelmäßige, konzentrierte Zwiegespräch der Liebenden bleibt die Beziehung brach liegen, sie stumpft ab und verstummt. Wir verlernen es, uns aufeinander zu beziehen, wenn es uns an wesentlichem, wechselseitigem Austausch mangelt. So stirbt die Beziehung ab, sie wird im wahrsten Sinne totgeschwiegen - oft ohne dass wir es merken. AUS DEM GESPRÄCH KOMMT HEILUNG. 

Einer hat immer Unrecht; aber zu zweien beginnt die Wahrheit - wenn sie auch dort nicht endet.


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